Frische vordere Kreuzbandverletzung - Wann operiert wird



Ein stabiles Kniegelenk – das braucht doch eigentlich jeder, oder?
Seit vielen Jahren werden in verschiedenen Studien die Folgen eines vorderen Kreuzbandrisses analysiert. Dabei zeigen sich immer wieder Unterschiede zwischen Patienten, die den Kreuzbandriss operieren ließen und denen, die rein konservativ behandelt wurden. So hat sich z. B. gezeigt, dass Meniskusverletzungen und Knorpelschäden in der konservativen Gruppe häufiger vorkommen als nach einer Operation. Dies wird mit der anhaltenden Instabilität und der daraus resultierenden unphysiologischen Belastung des Meniskus und des Gelenkknorpels begründet.
Braucht deshalb jeder, dessen Band gerissen ist, eine Operation?
Nein, denn es sind noch einige weitere Faktoren zu berücksichtigen, um eine Operationsempfehlung aussprechen zu können.
Nicht jedes Kreuzband reißt gleich komplett ab. Selbst mit der modernsten diagnostischen Methode, der Kernspintomographie kann man schlecht bestimmen, ob Anteile des ursprünglichen Bandes noch stabil sind.
Dies lässt sich nur anhand einer gründlichen Untersuchung des Kniegelenks durch einen versierten Orthopäden feststellen, der mit speziellen Tests den Instabilitätsgrad des Kniegelenks bestimmt.
Trotz (im Kernspintomogramm beschriebenem) gerissenem Kreuzband kann ein Kniegelenk noch ausreichend stabil sein, wenn zum Beispiel noch einige Fasern erhalten sind, bzw. nur ein Teil des zweigeteilten Kreuzbandes gerissen ist.
Auch sollte das Patientenalter und der sportliche Anspruch des Patienten berücksichtigt werden.

Die US-Skirennläuferin Lindsey Vonn hatte z.B. bis zuletzt versucht, mit einem gerissenen Kreuzband an Abfahrtsrennen teilzunehmen, musste aber dann schnell einsehen, dass die Belastungen für ihr Knie im Profisport zu groß sind. Nun hat sie sich mitte Januar 2014 doch einer Kreuzbandoperation unterzogen und konnte daher nicht an den olympischen Winterspielen in Sotschi teilnehmen.

Jemand, der dagegen überwiegen sogenannte „low-inpact Sportarten wie Radfahren, Walken oder Schwimmen ausübt, kann mit einem leicht instabilen Knie seinen Sport betreiben, ohne Spätschäden fürchten zu müssen.
Wer allerdings regelmäßig Lauf- oder Sprungsportarten („high-impact“) betreiben möchte und noch Wochen nach der Verletzung deutlich spürt, dass sein Knie regelmäßig nachgibt bzw. sich instabil anfühlt, der wird eher eine Kreuzbandersatzoperation benötigen.

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