Die Kniescheibenverrenkung (=Patellaluxation)


Röntgenbilder nach Verlagerung der Kniescheibensehne mit Schraubenfixation
Bei der akuten Kniescheibenverrenkung springt die Kniescheibe aus ihrem Gleitlager heraus, was sofort starke Schmerzen verursacht. Dies kann entweder durch direkten Schlag auf die Kniescheibe oder (häufiger) durch eine ungünstige Drehbewegung des Unterschenkels bei leichter Beugestellung des Kniegelenks geschehen. Meist steht die Kniescheibe danach auf der Außenseite des Gelenkes. Bei angeborener, ungünstiger Formgebung der Kniescheibe oder ihres Gleitlagers oder bei vermehrter X-Beinachse kann es gehäuft zu solchen sog. „Luxationen“ kommen. Sollte die Kniescheibe nicht von alleine gleich wieder in ihr Lager zurückspringen, sollte die Reposition im Rahmen einer Kurznarkose erfolgen. Selbst wenn die Kniescheibe sich wieder in ihrer natürlichen Laufrinne befindet, können Beschwerden im betroffenen Kniegelenk noch über Wochen andauern. Dies kann zum einen durch die Überdehnung der Kniescheibenhaltebänder oder durch Knorpelschäden bedingt sein. Da im Rahmen der Kniescheibenverrenkung die inneren Haltebänder stark überdehnt werden, ist es wichtig, dass diese gut ausheilen, was nur möglich ist, wenn erneute Verrenkungen tunlichst vermieden werden. Ansonsten könnten durch eine innere Haltebandinstabilität (bedingt durch ein zu langes Halteband) erneute Verrenkungen begünstigt werden. Zudem kommt es durch die Verrenkung oft zu Knorpelverletzungen an der Kniescheibe, welche je nach Ausmaß einer speziellen Therapie bedürfen.
In jedem Fall muss das Kniegelenk für einige Wochen mit einer Schiene ruhiggestellt werden. Eine Entlastung des Beines mit Krücken kann schmerzbedingt vorübergehend notwendig sein. Ein Taping der Kniescheibe kann darüber hinaus die Kniescheibenführung und die Ausheilung begünstigen.
Im weiteren Verlauf kann eine Kräftigung der inneren Oberschenkelmuskeln sowie die Dehnung des äußeren Halteapparates der Kniescheibe im Rahmen einer Physiotherapie eine bessere Kniescheibenführung bewirken und helfen, weitere Verrenkungen zu vermeiden. Sollte eine ungünstige Anatomie für die stattgehabte Luxation verantwortlich gemacht werden können und die Kniescheibenverrenkung bereits mehrfach aufgetreten sein, so gibt es unterschiedliche (meist operative) Therapiekonzepte, um weitere Verrenkungen (und somit Spätschäden wie Arthrose) zu vermeiden. So kann z.B. der Ansatz der Kniescheibensehne etwas nach innen verlagert werden, damit die Sehne die Kniescheibe besser im Gleitlager führt. Eine vorübergehende Schraubenfixierung ist dafür notwendig (s. Fotos). Alternativ kann der innere Bandhalteapparat operativ verstärkt werden.

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